Freunde für immer

Hand in Hand mit den Sportfreunden Siegen

Volker Meyer erinnert sich an mehr als sechzig Jahre als Sportfreunde-Fan – veröffentlicht am 1. Mai 2020

Seit dem 22. September 1957, also seit über sechzig Jahren, bin ich Fan der Sportfreunde Siegen.
An diesem Tage habe ich in Begleitung meines Bruders zum ersten Mal ein Fußballspiel auf Naturrasen gesehen. Es war der Tag der Einweihung des Leimbachstadions. Unter den Klängen des River-Kwai-Marsches liefen die Mannschaften vom Hombrucher FV 09 und den Sportfreunden Siegen ein. Das Endergebnis von 1:0 für die Sportfreunde war für mich damals noch nebensächlich. Mich haben die vielen Zuschauer, der grüne Rasen und das gesamte Drumherum dermaßen beeindruckt, dass ich als damals Zwölfjähriger beschloss: „Hier will ich zukünftig immer Fußballspiele sehen.“
Und so kam es, dass ich seit diesem 22. September 1957 bis heute Fan der Sportfreunde Siegen bin. 

Mal verliert man und mal gewinnen die anderen

Es gab in diesen über sechs Jahrzehnten viele Höhen und Tiefen. Ich habe zwölf Aufstiege (inklusive Qualifikationen für neue Ligen) und neun Abstiege  miterlebt. Es gab gute und weniger gute, ja, sogar schlechte Vereinsführungen. Niemals kam mir der Gedanke, dem Verein den Rücken zu kehren. Entweder ist man – in guten wie in schlechten Zeiten – Fan eines Vereins, oder man lässt es sein. Übrigens: Seit über 40 Jahren bin ich Mitglied bei SFS, seit einigen Jahren gehöre ich dem Ältestenrat an, dessen stellvertretender Vorsitzender ich seit 2019 bin.

Über viele Erlebnisse, auch „neben dem Platz“, könnte ich berichten. Hervorheben möchte ich die Zeit, als ich vor über 50 Jahren meine Ehefrau und ihre Familie kennenlernte – zufällig auch SFS-Fans.
Meine Frau und ich sind fortan nicht nur zu den Heimspielen der „Freunde“ gegangen, sondern auch zu sehr vielen Auswärtsspielen gefahren. In den 1970er Jahren auch ins Sauerland (zum Beispiel zum TuS Sundern, SuS Hüsten, Hasper SV etc.).
Morgens ging es mit unseren Töchtern und dem Kinderwagen los, dann zum Spiel und danach wieder Richtung Heimat. Während dieser Zeit sind sicher auch unsere Kinder vom Virus „SFS“ infiziert worden. 

Das nächste Spiel ist immer das schwerste

Zu zum Teil weit entfernten Auswärtsspielen ist dann nur unsere Älteste mitgefahren. Wir haben in der Regel Fahrgemeinschaften gebildet.
Da waren schon mal große Entfernungen zu bewältigen, zum Beispiel nach Aalen in Württemberg. Zu diesem Spiel fällt mir etwas ein, was ich nie vergessen werde: Einer meiner besten Freunde, wie ich langjähriger Fan, der leider vor Kurzem viel zu früh verstorben ist, und ich haben uns alleine auf die lange Fahrt gemacht. In dieser Saison 2007/2008 war es ein vorentscheidendes Spiel und es wäre gut gewesen, wenn wir es gewonnen hätten. Leider ging es mit 1:2 aus unserer Sicht verloren.

In der Pause des Spiels gingen mein Freund und ich in Richtung der Kioske. Wir kauften uns eine Bratwurst und ich ging zurück auf meinen Platz. Mein Freund erschien etwa 15 Minuten nach Wiederanpfiff an seinem Platz und auf meine Frage, wo er denn so lange gewesen sei, antwortete er: „ Ich habe mich mit den Leuten im Kiosk unterhalten; die waren so nett.“
Soviel zur Wichtigkeit des Spiels und trotz der Tatsache, dass in dieser Zeit zwei Tore (leider gegen uns) fielen und nach einer Hinfahrt von vier Stunden reiner Fahrzeit!

Die schönste Nebensache der Welt

In Erinnerung sind mir auch folgende Ereignisse geblieben:
Zunächst – es war am 9. April 1972 – ein Spiel unserer „Freunde“ beim VfL Schwerte. In der 76. Minute, unmittelbar nach dem 1:0, krachte das Tor zusammen, nachdem sich der Schwerter Torschütze an die Querlatte hängte. Nach einer Spielunterbrechung  von etwa 25 Minuten konnte der Schaden behoben und das Spiel fortgesetzt werden.

1998 dann die Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga mit den Spielen am 24. Mai gegen Offenbach im Leimbachstadion (Endstand vor 19.000 Zuschauern: 4:0) und am 06. Juni die unvergessene „Hitzeschlacht“ im Berliner Mommsenstadion gegen Tennis Borussia Berlin. Der zu diesem Spiel von der Bundesbahn eingesetzte und überfüllte Sonderzug aus Siegen benötigte für diese Fahrt fast zwölf Stunden!
Unsere beiden Töchter waren mit an Bord. Grund für die lange Fahrzeit war das Zugunglück von Eschede am 03. Juni 1998, bei dem 101 Menschen ums Leben kamen. Der Sonderzug musste dadurch bedingt große Umleitungswege nehmen. Das Spiel vor 8.000 Zuschauern endete mit einer unglücklichen 0:2-Niederlage für unsere Mannschaft. Aufsteiger in die 2. Liga war letztlich Tennis Borussia Berlin. Der WDR ermöglichte damals die Live-Übertragung des Spiels in seinem „Südwestfalen-Fenster“.

Die ersten 90 Minuten sind immer die schwersten

In der folgenden Spielzeit 1998/99 kamen dann die unvergesslichen Erfolge unserer Mannschaft anlässlich der DFB-Pokal-Runde. Nacheinander wurden mit dem 1. FSV Mainz, dem SC Freiburg sowie dem KFC Uerdingen Erst-bzw. Zweitligisten ausgeschaltet und erst im Viertelfinale mussten unsere Jungs gegen den Erstligisten VfL Wolfsburg die „Segel streichen“. Dieses Spiel wurde wegen fehlender Flutlichtanlage im Leimbachstadion am Mittwoch, 02. Dezember 1998, bereits um 13.30 Uhr vor 14.600 Zuschauern angepfiffen. Trotz tapferer Gegenwehr und einem Chancenplus von 8:5 (lt. KICKER-Sportmagazin) verloren unsere Jungs letztlich mit 1:3. Unter die letzten Acht im DFB-Pokal zu kommen: Eine tolle Leistung und eine schöne Erinnerung für mich und sicherlich für alle, die in diesen Tagen dabei sein konnten.

Für mich war die Mannschaft der Jahre 1996-2000 die beste, die ich in meinen über 60 Jahren erleben durfte. Namen wie Romas Cirba, Zorislav Jonjić, Andreas Krämer (heute Sportlicher Leiter Sportfreunde Siegen), Dieter Schönberger, Asif Šarić, Ralf Kellermann (heute Sportlicher Leiter VfL Wolfsburg), Darius Scholtysik und Uwe Klein (heute Direktor Scouting und Kaderplanung bei Fortuna Düsseldorf)  – um nur Einige zu nennen – sind sicher nicht nur mir, sondern auch vielen Siegerländern noch in Erinnerung. Damit möchte ich aber keinesfalls die Leistungen aller anderen Mannschaften in den über sechzig Jahren meiner persönlichen „Sportfreunde-Historie“ schmälern.  

Das Runde muss ins Eckige

Einen weiteren – für Viele sicherlich  den – Höhepunkt erlebten die Fans von SFS am 04. Juni 2005 mit dem (erstmaligen) Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wenn auch ein Jahr später der sofortige Abstieg erfolgte, so war diese Saison für alle Fans ein unvergessliches Erlebnis. Viele Spiele wurden in dieser Saison live im Fernsehen übertragen. So wurde nicht nur Siegen, sondern unsere gesamte Region bundesweit noch ein Stück bekannter.

Das waren nur einige Erlebnisse von sehr vielen in meiner persönlichen „SFS-Historie“. Kein einziges davon möchte ich missen. 

1. Mai 2020

Impressionen

Als Fußballfan kennt man gute und schlechte Zeiten – an die glorreiche Zeit zwischen 1998 und 2006 erinnern sich vermutlich noch die meisten Siegener.
Seit 1959 spielen die Sportfreunde Siegen im Leimbachstadion, vorher auf der Schemscheid in Siegen.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Volker Meyer (Bilder 1-4) und dem Stadtarchiv Siegen (Bestand 704 – Fo 3358 und Fo 5246)

Infos

Die Wurzeln der Sportfreunde Siegen liegen im TV Jahn Siegen 1879, wo 1899 eine Fußballabteilung entstand. Im Jahr 1923 schloss man sich mit dem Sportverein Siegen 07 zusammen und nannte sich fortan Sportfreunde Siegen von 1899 e.V.

Die größten Erfolge verzeichnete der Verein 1955 als Deutscher Amateurmeister und 2005 mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga. Nach mehreren Abstiegen und zwei Insolvenzen spielen die Sportfreunde aktuell in der Oberliga Westfalen.

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Volker Meyer vom Ältestenrat der Sportfreunde Siegen.

Autor: Volker Meyer

Volker Meyer kam 1946 als Einjähriger ins Siegerland. Nach seiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann übte er diesen Beruf über zehn Jahre aus, bevor er von 1972 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2008 als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied eines großen bundesweit agierenden Interessenverbandes tätig war. Ehrenamtlich tätig war er unter anderem viele Jahre als Beirat der Verbraucherzentrale Siegen und als Vorsitzender des Fördervereins einer Siegener Kirchengemeinde. Aktiven Sport betreibt er nach wie vor als Tischtennisspieler eines Siegener Sportvereins.

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