An seine Kindheit nicht nur unterm Krönchen, sondern auch unterm Hakenkreuz, erinnert sich Klaus Müller. „Unterm Hakenkreuz” galt für sein Zuhause allerdings nicht. Die Eltern hörten heimlich den englischen „Feindsender“, und die couragierte Mutter entgegnete den HJ-Führern: „Mein Sohn geht sonntags nicht zur HJ, sondern in die Kirche.“ Nur der große Bruder hatte keine Wahl, er wurde von der Wehrmacht eingezogen, während der Zeitzeuge sich als Fünfjähriger über ältere Menschen mit gelbem Stern an der Kleidung an der Straßenbahnhaltestelle wunderte und Schmerzensschreie aus der Polizeiwache hörte. Der heute 87-Jährige blickt zurück auf den Hausbau in der Waldrich-Siedlung am Häusling, Weihnachtsgeschenke, die Zwangsarbeiter anfertigten, um sich etwas dazuzuverdienen, und den Geburtstag seines Vaters am 16. Dezember 1944. An diesem wohl schwärzesten Tag in der Geschichte Siegens floh der Zehnjährige mit einem Freund vor dem Bombenhagel in den Charlottenbunker, während seine Mutter im Stollen am Häusling Todesängste um ihr Kind ausstand. Die letzten Kriegswochen verbrachten die Müllers wie ihre Nachbarn auch überwiegend in diesem Stollen.
Unterm Zeitzeugenbericht stehen Videos vom Kriegsende in Siegen und von der DVD „Kriegsende 1945 in Siegen” von Dieter Pfau/Barbara Stambolis (Hg.).
Zeitzeuge: Klaus Müller, Jahrgang 1934
Quellen: Dieter Pfau/Barbara Stambolis, Rudolf Vetter, The U.S. National Archives and Records Administration
Fotos: The U.S. National Archives and Records Administration; Klaus Müller
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