
Ulrich Wilhelm Slawinski kehrte nach neun Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft 1953 aus Ostsibirien nach Geisweid zurück. Er war dreißig Jahre alt, hatte keinen Beruf, keine Arbeit, wenig Geld, viel Schlimmes erlebt. Man hatte ihm seine Zwanziger nicht nur gestohlen. Sie waren von Grauen und Sterben, von Hunger und harter Arbeit, von extremer Kälte und extremer Hitze geprägt, aber auch von Menschlichkeit und Hoffnung.
Der 98-Jährige blickt zurück auf seine Heimkehr – auf der Reise stieß er in Moskau mit einem Russen auf ein vereintes Europa an – und die Zeit danach. Wie fing der Geisweider in dieser Situation neu an? Wie wurde er empfangen, von Familie und Nachbarn am hohen Rain, von Behörden in Siegen und am neuen Arbeitsplatz bei den Stahlwerken?
An seine Kriegsgefangenschaft erinnert Ulrich Slawinski sich nach über 60 Jahren sehr detailliert. Darüber hat er das eindrucksvolle Buch „Weit war der Weg zurück ins Heimatland“ geschrieben. Es ist ein erstaunlich beschreibendes und relativ wenig wertendes Zeitdokument. Zusammengepfercht mit hunderten anderen Gefangenen musste der Geisweider wochenlange Transporte in die Ungewissheit ertragen. Er durchlief an 13 Orten zwischen Polen und Ostsibirien rund 30 unterschiedliche Lager, Lazarette und Gefängnisse. Sie sind in seinem Buch und in unserer Bildergalerie aufgelistet. Ulrich Slawinski schuftete jahrelang in Arbeitslagern, wurde inhaftiert, sprang dem Tod mehrere Male von der Schippe, kam in Lazaretten wieder auf die Beine, wurde zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt – und schließlich vier Jahre früher begnadigt.
Zeitzeuge: Ulrich Wilhelm Slawinski, Jahrgang 1923
Bildquelle: Ulrich Wilhelm Slawinski, privat
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